Weiterbildung zur qualifizierten Fachkraft „Sexualität und Behinderung“

Berufsbegleitende Weiterbildung „Sexuelle Selbstbestimmung und Gewaltprävention“
Das Benachteiligungsverbot von Menschen mit Behinderungen gilt für alle Lebensbereiche – auch für die Sexualität. Inzwischen sind die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf Sexualität, Selbstbestimmung und Schutz vor Gewalt in vielen Landes- und Bundesgesetzen formuliert und verbrieft. Diesen Rechtsansprüchen gerecht zu werden, stellt Einrichtungen und Dienste der Eingliederungshilfe vor große Herausforderungen: Wie kann eine sachkundige, unterstützende, rechtssichere und respektvolle Begleitung und Unterstützung zu diesen Themen geleistet werden? Der Handlungs- wie Qualifizierungsbedarf ist gleichermaßen groß wie auch drängend.

Die ausgeschriebene Weiterbildung möchte allen Akteuren bei der Umsetzung unterstützen und befähigt und qualifiziert Personen, sexuelle Selbstbestimmung zu gewährleisten, sowie Gewaltprävention umzusetzen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Balance von fürsorgegeprägter Assistenz und Intimitätsachtung.

Die Weiterbildung umfasst 200 Unterrichtsstunden. Acht Seminarblöcke finden in Rotenburg (Wümme) und in Hamburg statt. Zwischen den Seminarblöcken werden Live-Online-Seminare über Zoom durchgeführt. Treffen für Praxisgruppen, die Planung und Durchführung eines sexualitätsbezogenen Praxisprojekts und das Eigenstudium sind ebenfalls verbindliche Teile der Weiterbildung.

Im Mittelpunkt der Qualifizierung steht die Reflexion der Praxisbezüge der Teilnehmenden. Weitere zentrale Bestandteile sind: Selbstreflexion, fachtheoretische Fundierung, methodisch-didaktischer Kompetenzen für die Sexualitätsbegleitung und die Sensibilisierung für Machtmissbrauch im Alltag.

Die Weiterbildung wird von einem Team aus Dozierenden des iSp geleitet. In jedem Block ergänzen sich zwei Fachleute, die neben der Wissensvermittlung die Teilnehmenden als individuelle Personen und als Gruppe unterstützen. Zusätzlich werden Expert*innen zu bestimmten Themen als externe Referent*innen eingebunden.

Die Weiterbildung richtet sich an Mitarbeitende aus Einrichtungen und Diensten, die Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit Unterstützungsbedarf aufgrund einer kognitiven, körperlichen oder einer psychischen Beeinträchtigung betreuen, pflegen oder begleiten.
Die erfolgreiche Teilnahme an der mit einem Kolloquium abschließenden Weiterbildung vermittelt eine sexualitätsbezogene und gewaltpräventive Basisqualifikation und wird mit einem Zertifikat ‚Sexualpädagog*in‘ iSp bescheinigt.
Die Qualifizierung wird mit einem Kolloquium abgeschlossen.
Die Absolvent*innen erfüllen die Anforderung der Gesellschaft für Sexualpädagogik (gsp), um das Qualitätssiegel der gsp beantragen zu können.

Die Themen der einzelnen Weiterbildungsblöcke

Seminar 1: Reflexion des Arbeitsfeldes und der Arbeitszusammenhänge im Hinblick auf Sexualität, Selbstbestimmung und Macht (2 Tage)
Zentrale Aspekte von Sexualität; sexuelle Menschenrechte; Themen und Anlässe für sexualitätsbezogene Begleitung; Ansicht der individuellen Arbeitszusammenhänge, Machtsensibilisierung in der Behindertenhilfe; Differenzierungsnotwendigkeiten: Körperbehinderungen und kognitive Einschränkungen, psychische Erkrankungen, Sinnesbehinderungen, Autismus u.a.

Zoomkonferenz – 4 Unterrichtsstunden

Seminar 2: Spannungsfeld (sexuelle) Selbstbestimmung (3 Tage)
Reflexion der eigenen Sozialisation; Identifikation der Einflüsse eigener Erfahrungen für das berufliche Handeln; Nähe und Distanz: Notwendigkeiten und Gefahren im Hinblick auf Selbstbestimmung und Machtmissbrauch; Wertekanon von Sexualität in der Behindertenhilfe; sexuelle und geschlechtliche Vielfalt; Sex und Gender; Inter*, Trans*, Queer; Umgang mit sexuellen Lebensäußerungen in der pflegerischen Begegnung; sexuelle Erfahrungsmöglichkeiten von Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen

Zoomkonferenz – 4 Unterrichtsstunden

Seminar 3: Reflexionen zu Macht und Gewalt(-verhältnissen) in der Behindertenhilfe (2 Tage)
Wer bestimmt was für wen? Reflexionen zu Macht und Machtmissbrauch im beruflichen Handeln; Möglichkeiten der Förderung von Selbstbestimmungsprozessen im beruflichen Handeln; sexuell, psychisch und körperlich: Formen und Spektrum von Gewalt in der Behindertenhilfe; (straf-)rechtliche Bestimmungen und institutionelle Vielfals; zum Umgang mit Angehörigen und rechtlichen Betreuer*innen: Kommunikation; Gesprächsführung

Zoomkonferenz – 4 Unterrichtsstunden

Seminar 4: Sexualitätsbegleitende Handlungskompetenzen (2 Tage)
Wissen, Methodik und Didaktik zu: Sinnes- und Körperarbeit, Körper- und Sexualitätsaufklärung, sexuell übertragbare Infektionen: Vorkommen, Bedeutung, Prävention, Verhütung ungeplanter Schwangerschaften; Markt der Möglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen und Arbeitszusammenhänge

Zoomkonferenz – 4 Unterrichtsstunden

Seminar 5: Herausforderungen für (sexuelle) Selbstbestimmung (2 Tage)
Beziehungswünsche, Kontaktaufnahme und Beziehungsgestaltung zwischen begleitender Unterstützung und unzulässiger Einflussnahme; Kinderwunsch und Elternschaft; lustvolles Verhalten in Einrichtungen der Behindertenhilfe: Was geht (nicht)?; sexuelle Assistenz und Prostitution

Zoomkonferenz – 4 Unterrichtsstunden

Seminar 6: Sexuelle Grenzüberschreitungen und sexuelle Gewalt (2 Tage)
Das Spektrum sexueller Grenzüberschreitungen; Interventionsmöglichkeiten beim Auftreten von Gewalt; Umgang mit von sexueller Gewalt von betroffenen Menschen; Nähe und Distanz im professionellen Alltag; strafrechtliche Bestimmungen; Kooperationsnotwendigkeiten und externe Hilfen für von sexueller Gewalt betroffener Menschen

Zoomkonferenz – 4 Unterrichtsstunden

Seminar 7: Sexualfreundlichkeit und Prävention als institutionelle Haltung (2 Tage)
Kultur und Achtsamkeit: Sexualfreundlichkeit und Schutz vor (sexueller) Gewalt als Prävention zusammen denken; Werkzeugkoffer: institutionelle und persönliche Potentiale für eine Kultur der Achtsamkeit; Konzeptionsarbeit und Medienkompetenz: erfolgreiches Wirken für sexuelle Bildung und Prävention in Einrichtungen: Planung des eigenen Vorgehens

Zoomkonferenz – 4 Unterrichtsstunden

Seminar 8: Abschlusskolloquium und Reflexionen (3 Tage)
Vorstellung und Reflexion der Praxisprojekte; Fachgespräch und Kolloquium; Gesamtreflexion der Ausbildung; Zertifikatsübergabe

Termine mit Anmeldemöglichkeit

Weiterbildung zur qualifizierten Fachkraft „Sexualität und Behinderung“

Rotenburg (Wümme) und Hamburg

Termin:
19.11.2025 - 27.11.2026

19. – 20.11.2025 in Rotenburg
12. – 14.01.2026 in Rotenburg
17. – 18.03.2026 in Hamburg
06. – 07.05.2026 in Rotenburg
22. – 23.06.2026 in Hamburg
27. – 28.08.2026 in Rotenburg
06. – 07.10.2026 in Hamburg
25. – 27.11.2026 in Rotenburg

Die Seminarzeiten sind jeweils von 09:00/09:30 Uhr bis 17:00/17:30 Uhr.

Zwischen allen Seminaren finden Zoomkonferenzen im Umfang von 4 Unterrichtsstunden statt. Die Termine werden noch vereinbart.

Ort:

Rotenburger Werke gGmbH
Lindenstraße 14, 27356 Rotenburg (Wümme)

Leben mit Behinderung Hamburg gGmbH
Südring 36, 22303 Hamburg

Unterkunft und Verpflegung sind eigenverantwortlich zu organisieren. Die Tagungsgetränke sind im Preis inkludiert.

Kosten:

5.900,00 €
Eine Zahlung der Seminargebühren in Monatsraten ist möglich.
Für eine begrenzte Anzahl von Teilnehmenden ist eine Ermäßigung der Seminargebühren aus sozialen Gründen auf formlosen Antrag möglich.

Nur noch wenige Plätze verfügbar!
Jetzt anmelden! 4 Plätze frei (Anmeldeschluss: 31.08.2025, noch 173 Tage)

Stimmen von Weiterbildungsabsolvierenden

„Das war für mich faszinierend, mit welch toller Haltung die Dozenten und Dozentinnen des isp unsere Gesamtgruppe leiteten. Ich fühlte mich nach der Weiterbildung sehr gestärkt in meiner Einstellung zur sexuellen
Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderung.
Dieses multiprofessionelle Team hat mir mit seinen Erfahrungen, den Inhalten und Methoden das Handwerkszeug und die Kraft gegeben, mich selbständig zu machen, so dass ich heute als freiberufliche Multiplikatorin in Einrichtungen und beratend für Menschen, die zu Hause wohnen,
tätig bin. Schade, dass ich die einzige Rollifahrerin war, aber es hat alles barrierefrei gut geklappt.“

Sina Rimpo, Sexualpädagogin (isp), Heilpraktikerin für Psychotherapie, freiberufliche Multiplikatorin, Rollifahrerin

„Die Weiterbildung des isp hat sich für mich zu 100% gelohnt,
auch was den zeitlichen und finanziellen Aufwand anging!
Ich hatte auch eine andere Fortbildung besucht, die aber nicht mit der des isp vergleichbar war. Hier im isp bekam ich solide Grundlagen, gepaart mit leicht handhabbaren Methoden.
Die Dozierenden wissen durch langjährige Erfahrungen, wovon sie sprechen, ich war so angetan, dass ich auch noch die isp-Weiterbildung „Sexualberatung“ anschloss. In meiner Fachlichkeit durfte ich insgesamt großen Fortschritt erleben. Lustvolle und erfüllte Sexualität leben zu können, auch bei körperlicher und/oder geistiger Beeinträchtigung,
ja, dazu kann ich kompetent beraten.“

Maike König, Urotherapeutin, Sexualberaterin, Sexualpädagogin (isp), Expertin für neurogene Darmfunktionsstörungen

„Ich war sehr zufrieden mit der isp-Weiterbildung – bis hin zu sehr begeistert. Ich würde sagen, das isp ist die 1. Adresse, wenn es um Qualifizierung geht!
Das habe ich auch bislang Interessierten aus meinem Umkreis so vermittelt. Diese sehr praxisrelevante Grundausbildung mit den verschiedenen kompetenten Trainer*innen sowie die Arbeit in den Praxisgruppen waren genau das, was ich suchte. Die Treffen in anderen Einrichtungen ermöglichten mir den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Ich erinnere mich an gute Literaturempfehlungen und auch Inhalte z.B. zu „besonderen Sexualitäten“ (Paraphilien). Jetzt kann ich auch Menschen z.B. mit Vorlieben für Age Play beraten. Die Ausbildung zum Sexualberater im isp war dazu natürlich ebenso hilfreich. Mittlerweile habe ich in meiner Einrichtung ca. 400 Kollegen und Kolleginnen zu Grundlagen der Sexualpädagogik geschult.“

Stefan Böttcher, Diplomsozialpädagoge (FH),
Sexualberater, Sexualpädagoge (isp)

„Die Weiterbildung hat mir sehr viel gegeben. In sehr angenehmer Atmosphäre war das Lernen leicht und wir haben gemeinsam große Schritte getan, um Sexualität bei Menschen mit Behinderungen aus der Tabu-Ecke herauszuholen. Mit einigen aus meiner Weiterbildung habe ich heute noch Kontakt, gerade wenn ich mal ein Gespräch unter Fachpersonen brauche. Neben dem Wohlfühlcharakter der Weiterbildung – wenn ich an die Rahmenbedingungen denke – möchte ich die hohe Professionalität der Dozierenden betonen: Großes Fachwissen, aber im Umgang mit uns immer auf Augenhöhe. Bis heute begleitet mich der Handoutordner und erinnert mich an eine Zeit des Wandels. Die Weiterbildung war für mich deshalb besonders wertvoll, weil sie den Wendepunkt für meine berufliche Veränderung einleitete. Das Abschluss-Zertifikat war hilfreich als Eintrittskarte für Bewerbungen.“

Monika Reuter, Sonderpädagogin, Sexualpädagogin,
Trauma-Pädagogin, Wendo-Trainerin



< Zurück zur Übersicht der Seminare